Rückblick: Stadt vs. Land – Ein erfundener Konflikt?
Eine Online-Diskussion im Rahmen der Demokratiewerkstätten
Do, 24. Februar 2022, 18.30 Uhr, Zoom
Stadt vs. Land. Was ist dran an der Aussage?
46 Menschen aus verschiedenen Regionen Hessens, und aus dem gesamten Bundesgebiet, kamen am 24. Februar 2022 online zusammen, um gemeinsam mit Eva Eichenauer (BTU Cottbus-Senftenberg, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung) und Henrik Scheller (Deutsches Institut für Urbanistik) zu diskutieren.
Haben wir es überhaupt mit einem Stadt-Land-Konflikt zu tun?
Handelt es sich nicht vielmehr um gesamtgesellschaftliche Herausforderungen? Warum ist dieses Thema emotional so aufgeladen? Ein kurzes Interview mit Eva Eichenauer und Henrik Scheller bildete den Auftakt zur Diskussion. Wir baten beide um eine kurze Einschätzung welche eigentlichen Streitpunkte ihrer Meinung nach hinter den vermeintlichen Stadt-Land-Konflikten liegen.
Was braucht es, um diesen Konflikten zu begegnen sowie Lösungen zu finden?
In Kleingruppen gingen wir anschließend in den Austausch und auf die Suche nach Lösungen für die vermeintlichen Konflikte.
Neben vielen anderen Aspekten wurden zwei grundsätzliche Missverständnisse ausfindig gemacht. Zum einen seien Konflikte ganz normal und im Sinne einer demokratischen Gesellschaft sogar erwünscht. Zur Debatte stehe nur, wie mit den Konflikten umgegangen werde. Zum anderen sei die Gegenüberstellung von Stadt und Land gleich doppelt falsch. Denn so klar ließen sich Orte und Regionen nicht in Stadt und Land bzw. städtisch und ländlich aufteilen. Andere Dimensionen z.B. wie aufstrebend oder strukturschwach eine Region ist, sei so außer Acht gelassen. Weiterhin seien Regionen, Kommunen, Landkreise, Städte usw. sowieso untereinander vernetzt, voneinander abhängig und kooperierten miteinander. Demzufolge müssten auch Konfliktlösungen größer und vernetzter gedacht werden.
Und was ist jetzt dran am Stadt-Land-Konflikt?
„Es ist auf jeden Fall eine vereinfachte Darstellung, mit der Vorurteile geschürt werden.“, so die Feststellung von Antje Neumann, Projektkoordinatorin der Frankfurter Demokratiewerkstätten. Sie hat die Veranstaltung mit organisiert und moderiert.
Wichtig ist, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen.
Die Teilnehmenden hatten an diesem Abend die Gelegenheit, den Charakter einer Demokratiewerkstatt live mitzuerleben. Verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven, Positionen und Hintergründen kommen zusammen und tauschen sich gleichberechtigt miteinander aus. Die beiden geladenen Expert/-innen hielten keinen Vortrag, sondern waren ebenso Gesprächspartner/-innen. Alle gemeinsam bestimmten mit ihren Beiträgen und Fragen die Fahrtrichtung der Veranstaltung.
Das Fazit einer Teilnehmerin: „Mich hatte ja das Thema im Vorhinein gar nicht so besonders interessiert. Ich dachte, ich schaue einfach mal vorbei. Und jetzt finde ich das Format so toll. Es ist total spannend, mit so verschiedenen Menschen zu sprechen. Macht ihr so eine Veranstaltung bald wieder?“.
Alles in allem also ein gelungener Abend.
Eine Veranstaltung der Demokratiewerkstätten in Hessen. Ein Verbundprojekt von Bildungspartner Main-Kinzig, Büdinger Kreis e.V. und der Volkshochschulen Frankfurt am Main, Hanau und Marburg-Biedenkopf.
Infoblatt zur Veranstaltung (PDF) zum Herunterladen.
Wenn auch Sie Lust haben, sich mit anderen Menschen über gesellschaftspolitische Themen auszutauschen. Dann kommen Sie zur Demokratiewerkstatt!
Weitere Informationen und kostenfreie Veranstaltungen der Demokratiewerkstätten in Frankfurt am Main: vhs.frankfurt.de/Demokratiewerkstatt
Kontakt
Antje Neumann
E-Mail: antje.neumann.vhs@stadt-frankfurt.de
Telefon: 069 212-43304
Mobil: 0170 8166293
Unsere Diskussionspartner/-innen
Eva Eichenauer
ist Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Regionalplanung der BTU Cottbus-Senftenberg, sowie am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Erkner. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Transformationsprozesse im Rahmen der Energiewende, lokale Konflikte und Fragen von Gerechtigkeit und Demokratie im Stadt-Land-Kontext. (Foto: © Felix Müller, IRS)
Henrik Scheller
ist Politologe und Teamleiter am Deutschen Institut für Urbanistik. Zu seinen Arbeitsfeldern zählen Fragen des deutschen Föderalismus, der Finanz- und Haushaltspolitik der Kommunen sowie der Investitionspolitik und Infrastrukturfinanzierung von Kommunen. Er ist Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin. (Foto: © David Ausserhofer)
Gefördert aus Mitteln des Landes Hessen im Rahmen des Weiterbildungspakts.