Aktuelles

Schreibwettbewerb 2017

News Schreibwettbewerb 2017

Prämierte Texte 2017 „Prozession im Nebel“

Eine nebelumhüllte Landschaft, schattenhafte Gestalten, die in ihr wandeln: Das Gemälde „Die Prozession im Nebel“ von Ernst Ferdinand Oehme diente als Inspiration für den VHS-Schreibwettbewerb 2017. In den eingereichten Texten und Gedichten wurde einerseits die unheimliche Atmosphäre des Bildes, das der Schwarzen Romantik zugeordnet wird, aufgegriffen oder aber es verleitete zu Erzählungen, die sich zwischen Traum und Wirklichkeit bewegten oder die teils düsteren Tiefen der menschlichen Seele in den Blickpunkt rückten.

Von tiefgehenden Gedanken, die um Tod, Trauer und Abschied kreisten bis hin zu oft undurchschaubaren, fast gruseligen Szenerien: nicht selten lief es den Mitgliedern der Jury bestehend aus Sonja Rudorf, Peter Schwindt, Renate Traxler und Nicola Wagner beim Lesen kalt den Rücken hinunter. Beeindruckt waren sie zudem von der sprachlichen Dichte vieler Texte und deren Intensität und Spannung.

Vielen Dank allen Autorinnen und Autoren für Ihre Einsendungen!

Aufgrund der hohen Qualität mehrerer Beiträge prämierte die Jury letztlich vier Autorinnen, davon zwei für den dritten Platz. Wir gratulieren den diesjährigen Preisträgerinnen!
Sonja Rudorf, Peter Schwindt, Renate Traxler und Nicola Wagner (für die VHS)

Die Gewinnertexte 2017 finden Sie hier (PDF) zum herunterladen.

1. bis 3. Platz 2017 (Begründung der Jury)

1. Platz Christina Unger: Der Ruf der Nebelkrähen. Aus dem Tagebuch der Nanni Ziter, Buenos Aires 1946

In der biografisch anmutenden Erzählung „Der Ruf der Nebelkrähen“ erweckt Christina Unger das Bild „Die Prozession im Nebel“ mit einer sehr sinnlichen Sprache zum Leben und lässt es gleichzeitig zur Projektionsfläche des inneren Konflikts einer in Buenos Aires lebenden Restauratorin namens Nanni Ziter werden.

Der Autorin gelingt es, nicht nur den Leserinnen und Lesern, sondern auch die Hauptfigur selbst auf überraschende Weise mit deren Vergangenheit im nationalsozialistischen Deutschland und der Schuld-Frage zu konfrontieren. Die mehrfachen Wendungen der Geschichte, der veränderte Blick auf die Identität der Erzählerin sowie der mit steigender Spannung surreal anmutende Wechsel zwischen einer Beschreibung des Bildes und dessen „Lebendigwerden“ bleiben dabei immer überzeugend. Eben jene Beschreibungen evozieren eine faszinierende Stimmung und Intensität, der man sich bis zuletzt kaum entziehen kann: „… schon benetzt feuchtes Gras meine Sohlen, da entwindet sich ein Schrei meiner Kehle: So wartet! Ich will euch folgen!“

2. Platz Stefanie Löwe: ohne Titel

In Stefanie Löwes Erzählung wird das alte Thema der Selbstfindung neu und spannend erzählt. Die Leserin, der Leser wird dabei Zeuge des entscheidenden Moments einer „Heldenreise“: der Befreiung aus althergebrachten Strukturen, welche in einem spannungsvollen Dialog zwischen der Hauptfigur Hanna und ihren Eltern ihren Höhepunkt und finalen Abschluss findet.

Die Autorin überzeugt mit einer präzisen Figurenzeichnung und Beschreibung des Generationenkonflikts sowie auch mit der originellen Einbindung des Bildes „Die Prozession im Nebel“, das zur Projektionsfläche für das Hauptmotiv wird.

3. Platz Ariadne Michaelopoulos: Teufel auch

Unter dem Titel „Teufel auch“ übersetzt die Autorin Ariadne Michaelopoulos die Atmosphäre des Bildes „Prozession im Nebel“ in einen dynamischen Text. Sie entfaltet in einer Art innerem Monolog die Gedankenwelt eines der Mönche, die um den Tod und das Sterben kreist, aber auch um die Frage, wie das Leben in Anbetracht der eigenen Endlichkeit zu gestalten wäre. Auch kann der Text als Anklage wahlweise an den Teufel, an Gott oder an den Abt gelesen werden: ein dramatisches, bruchstückhaftes Selbstgespräch, dessen Sprachmelodie verwirrt und gleichzeitig in den Bann zieht.

3. Platz Eva Seifried: Der Bericht des Schreibers

Von der „Prozession im Nebel“ lässt sich die Autorin Eva Seifried im „Bericht des Schreibers“ in die Tiefen des Bildes und in die Untiefen des menschlichen Daseins führen. Mit einer sehr bildhaften Sprache schildert sie eine rätselhafte Geschichte mit spannungsreicher Entwicklung und erzeugt eindrucksvolle Stimmungsbilder.