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Schreibwettbewerb 2016

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Prämierte Texte 2016 „Wörtertreiben“

Wie kommt der Verbandskasten in den Hühnerhof? Was ist am Polarkreis los? Wer hat sein Versprechen gebrochen und wer eine Bürgschaft übernommen? Das wollten wir beim vhs Schreibwettbewerb 2016 wissen. In maximal 10.000 Zeichen sollten diese sechs Begriffe zu einer Geschichte oder einem Gedicht versponnen werden: Bürgschaft, Erstausgabe, Polarkreis, Hühnerhof, Verbandskasten, Versprechen

Mit der Auswertung des Schreibwettbewerbs 2016 hat die VHS-Jury bestehend aus Susanne Czuba-Konrad, Sonja Rudorf, Peter Schwindt, Renate Traxler und Miriam Claudi heitere Stunden verbracht.

Vielen Dank allen Autorinnen und Autoren für Ihre zahlreichen Einsendungen!

Das Wörtertreiben hat wirklich Spaß gemacht. Wie von der Jury gewünscht, wurde frei erfunden und wild fabuliert was das Zeug hielt: heraus kam dabei Verblüffendes, Nachdenkliches, Komisches, Eigenwilliges – eine große Bandbreite wirklich guter Ideen. Und wie immer, war es schade, dass nicht alle gewinnen konnten …

Die Jury gratuliert den diesjährigen Preisträgerinnen und dem Preisträger!
Susanne Czuba-Konrad, Sonja Rudorf, Peter Schwindt, Renate Traxler und Miriam Claudi (für die VHS)

Die Gewinnertexte 2016 finden Sie hier (PDF) zum herunterladen.

1. bis 3. Platz 2016 (Begründung der Jury)

1. Manuela Lehr: Mit Hühnern leben 

„Mit Hühnern leben“ von Manuela Lehr ist die surreal poetische Geschichte um den gewaltsamen Tod der Hühnermarthe. Nüchtern erzählt und dennoch beredt in seiner Bildhaftigkeit, folgen wir der Hünhermarthe in ihr Leben mit den Hühnern Freya, Vicky, Valerie, Monika und Martin. Und wir begegnen ihrem Freund und Mörder Don.

Mit leichter Hand bringt die Autorin die vorgegebenen Wörter: Bürgschaft, Erstausgabe, Polarkreis, Hühnerhof, Verbandskasten und Versprechen in einen stimmigen Zusammenhang der in an keiner Stelle gewollt wirkt.

2. Eva Seifried: Der Stuhlkreis

„Der Stuhlkreis“ von Eva Seifried berichtet in Rückblenden vom Leben der Seniorin Marianne, ihrer gemeinsamen Fluch mit der Mutter 1945 aus dem Osten nach Deutschland, von Josef, den sie gerne geheiratet hätte, von Armut, Arbeit, einer Vergewaltigung und der Geburt der Tochter. Diese dramatische Lebensgeschichte wird lakonisch und betont zurückhaltend erzählt und in den aktuellen Lebenszusammenhang der Seniorin gestellt: Marianne nimmt an einem ehrenamtlich betreuten Seniorenkreis teil, in dem zum Gedächtnistraining Erzählaufgaben verteilt werden. Hier kollidiert Mariannes Lebensgeschichte mit einem ereignislosen Alltag und ihrem aufbrechenden Gefühl von nicht endendem Mangel an Möglichkeiten zur Lebensgestaltung, die Ihren Wünschen entsprochen hätte. Sie fühlt sich dem Schicksal machtlos ausgeliefert.

Die sensibel erzählte Geschichte lädt zum Mitfühlen ein und stellt die vorgegebenen Begriffe: Bürgschaft, Erstausgabe, Polarkreis, Hühnerhof, Verbandskasten und Versprechen in einen anrührenden Kontext.

3. Ilka Falkhausen: Anna

„Anna“ von Ilka Falkhausen nimmt uns mit nach Norwegen in die Kindheit von Anna und ihrem Jugendfreund, mit dem sie in einer phantasievollen und heilen Welt aufgewachsen ist. Die beiden erfinden eine lustige Geschichte über den Polarkreis und geben sich das Versprechen, eines Tages gemeinsam dort hinzufahren. Tatsächlich kommt es, wie so oft im Leben, anders. Die Lebenswege der beiden entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen. Am Ende erkrankt Anna und stirbt in jungen Jahren.

Mit dem richtigen Maß an Nostalgie und Sehnsucht nach der Sicherheit einer behüteten Kindheit erzählt Ilka Falkhausen von der Vergänglichkeit des Lebens und dem Trost schöner Erinnerungen. Die Aufgabe der VHS-Jury, die Begriffe: Bürgschaft, Erstausgabe, Polarkreis, Hühnerhof, Verbandskasten und Versprechen zu verarbeiten ist überzeugend gelungen!

3. Cornelius Zimmermann: Wörtersand

„ich bin ein sprachverkünstler, eine sumpfdotterblume, die das schwimmen verlernt hat… in mir ist ein erstausgabesandkorn und erinnert sich…“ schreibt Cornelius Zimmermann in „Wörtersand“. In seinem singenden und klingenden, scheinbar willkürlich an einander gereihten inneren Monolog entsteht durch Bilder, Halbsätze und Wortschöpfungen ganz zart ein Bild des Autoren selbst, vom Sinn des Lebens, der Sehnsucht, der Liebe, von Geheimnis und Wahrheit. „erstausgabesandkorn“, „polarkreisbirken“, „hühnerhofnetze“, „bürgschaftsbuckelkatzen“ – hängt alles mit allem irgendwie zusammen? Das ganze Leben? Lassen sich Phänomene mischen, oder sind sie gar nicht er getrennt? „was ist das letzte kapitel der welt?“, fragt Zimmermann. Die Antwort bleibt, wie nicht anders zu erwarten, offen.

Die vorgegebene Aufgabe der VHS-Jury, die Begriffe: Bürgschaft, Erstausgabe, Polarkreis, Hühnerhof, Verbandskasten und Versprechen zu verarbeiten ist auf sehr persönliche, fast intime Weise gelungen.