Seit 1890 Volksbildung in Frankfurt a.M.

1890 bis 1950

Wissen ist Macht

Die Bismarcksche Sozialgesetzgebung hat nicht verhindert, dass sich der Spalt zwischen Arbeiterklasse und Bürgertum vergrößert. Mit der Idee einer Bildungsinstitution speziell für Arbeiter versuchen liberale Mitglieder des Frankfurter Magistrats die Kluft zu überwinden und schließen sich mit Repräsentanten der Arbeiterbewegung und ehrenamtlich tätigen Wissenschaftlern als „Comité zur Veranstaltung unentgeltlicher volksthümlicher Vorträge“ zusammen. Als Unterstützer für ihre Idee und deren Bewerbung gewinnen sie im November 1890 das Freie Deutsche Hochstift, müssen sich aber verpflichten, „daß bei den Vorträgen jede Parteipolitik ausgeschlossen bleibt“. 

Als „Ausschuß für Volksvorlesungen“ (AfV) ruft das Comité zum Besuch des ersten Vortrags auf. Die Veranstaltung am 16. Januar 1891 in der Frankfurter Stadthalle ist ein voller Erfolg. Sie wird von etwa 700 Personen besucht.

Vortragsserien zu unterschiedlichen Themenfelder prosperieren fortan – durch Mitglieder der Arbeiterschaft im AfV fassen die Arbeiter Vertrauen und nutzen das neue Angebot rege.

29. November 1890 Gründungsaufruf zum „Ausschuß für Volksvorlesungen“ (AfV)
Arbeiterinnen und Arbeiter sollen durch Vorträge einen kostengünstigen Zugang zur Bildung bekommen. Die erste Veranstaltung am 16. Januar 1891 besuchen ca. 700 Gäste.
1895
Der AfV beginnt mit Volksvorstellungen im Theater. Diese zeichnen sich durch vergünstigte Eintrittspreise und einen einführenden Vortrag aus. 
1897
Der AfV bietet Lehrgänge an. Volkskonzerte und -kunstabende sowie ein Vortragsdienst für Vereine und Gewerkschaften werden eingerichtet.
Der „Höchster Ausschuß für Volksvorlesungen“ – als Nachfolger des 1868 gegründeten „Höchster Fortbildungsvereins“ – nimmt seine Arbeit auf.
1906
Mit der Berufung Wilhelm Epsteins zum hauptamtlichen Geschäftsführer des AfV beginnt die Professionalisierung der Volksbildungsarbeit in Frankfurt.
Der AfV in Höchst bietet nun auch Theaterveranstaltungen an.
1908
Unterrichtskurse bereichern ab jetzt das Programm. Diese finden jeweils an zehn Abenden statt, den Hörern werden Grundkenntnisse in verschiedenen Elementarfächern vermittelt. Zunächst wird vorwiegend Rechtschreibung, später werden auch Fremdsprachen, Buchführung, Zeichnen, Botanik, Geografie, Geschichte u.v.m. unterrichtet.
1919 „Die Volksbildung bekommt ein Heim.“
Die Stadt Frankfurt erwirbt für den AfV das Gesellschaftshaus des Kaufmännischen Vereins am Eschernheimer Turm. Im Oktober wird das Volksbildungsheim mit Büros, Festsaal, Hörsälen, Bibliothek, Kino, Theater sowie Restaurant feierlich eröffnet.
Der AfV benennt sich um in „Frankfurter Bund für Volksbildung e.V.“ (FBfV)
1921
Der FBfV weitet seine Theaterarbeit aus und gründet die „Frankfurter Volksbühne“, die 1925 bereits über 5.000 Mitglieder zählt.
1933
Unter den Nationalsozialisten werden alle Angestellten des FBfV entlassen. Es folgt die Gleichschaltung, die angebotenen Veranstaltungen verkommen zu reinen Parteischulungskursen. 1937 wird der FBfV liquidiert.
1945 „Neuaufbau des FBfV“
Im Herbst initiiert Else Eppstein, Überlebende des KZ Ravensbrück, den Neuaufbau des FBfV, u.a. mit dem Ziel einer demokratischen Erwachsenenbildung. Die jeweils von den Besatzungsbehörden zu genehmigenden Veranstaltungen ziehen bereits 3.968 Hörer an.
1946
Else Eppstein erhält nach schwierigen Verhandlungen mit der US-Militärregierung am 12. März die offizielle Zulassung für den FBfV. Im April wird auch der Bund für Volksbildung in Höchst zugelassen.
Am 7. Dezember zieht der FBfV in die Ruine des Volksbildungsheimes ein.
1947
Im Februar nimmt die Volksbühne ihre Arbeit wieder auf.

Erster Lehrplan nach dem Krieg, 1946